"Helden des Alltags" - Offener Brief unserer Mitarbeiterin Frau Zeutschel

| Kinderhaus am Wald St. Gangloff

„Helden des Alltags“

Es war ein ganz normaler Freitag, eigentlich wie immer. Die Dienstübernahme wie gewohnt, ein kurzer Infoaustausch und der Übergang zum regulären Tagesablauf so sollte man meinen. Doch es sollte anders kommen, da war dieser Anruf und die Nachricht das ein Erzieher positiv auf Corona getestet wurde. Planänderung und ein abwägen, was die beste Lösung wäre den Betrieb für die kommenden Tage im Kinderhaus aufrecht zu erhalten.

Eine schnelle Entscheidung musste also her und die fand sich auch in der Erzieherin die den Freitagsdienst übernahm. Sie war sich dessen bewusst, dass es mehrere Tage dauern könnte die sie im Kinderhaus verbringen würde. Doch was musste nun auf die Schnelle noch überlegt werden, also ein Anruf und man brachte ihr die persönlichen Dinge für die kommenden Tage. Im Schneegestöber stand dann die Tasche in kurzer Zeit vor der Kinderhaustür. Es gibt Freunde die bedingungslos helfen.

Eine Testung war für den kommenden Montag vorgesehen, sprich ein warten und hoffen, dass sich keine weitere Person angesteckt hat. Am Samstag traf eine zweite Erzieherin zur Unterstützung und Bewältigung der Tagesaufgaben ein. Die beiden Urgesteine vom Kinderhaus fest eingespielt und von vielen Erfahrungen begleitet. Von nun an hieß es Masken auf, Handschuhe an, in Abständen mit den Kindern die Mahlzeiten einnehmen und Kontaktreduzierung Aller untereinander. Das Desinfektionsmittel war nun noch mehr als sonst ein ständiger Begleiter und das immer im Hinblick auf Vorsicht und Sicherheit.

Die Einkäufe übernahm eine weitere Kollegin und stellte alles vor die Tür, das war schon befremdlich aber notwendig. Alles auf absoluten Abstand, keine Umarmung bei der Begrüßung und immer das unsichere Gefühl, das sich hoffentlich keine weitere Person an diesem so heimtückischen Virus angesteckt hat.

Um so normal wie möglich den Tagesablauf zu gestalten, kam uns das schöne Winterwetter zugute. Schnee und das bedeutete Schneemann bauen und vor allem für einen kurzen Moment nicht an Corona denken. Natürlich mit Mund-Nasen-Schutz und den nötigen Abstand. So entstand „Harald“ unser Schneemaskottchen.

Die Kids hatten ihren Spaß und mit roten Nasen und Wangen schmeckte im Anschluss der warme Kakao umso besser. Wir malten auch Regenbogen auf Papier und zierten damit den Gruppenraum - es sollte symbolisch für Hoffnung und Zuversicht stehen.

Seelische und moralische Unterstützung gab es täglich per Telefon. Herr Lippmann, Herr Kreuter und Frau Weise waren gedanklich immer bei uns und wir konnten ihrer Hilfe sicher sein. Dafür ein großes Dankeschön. Das Gefühl nicht allein zu sein gab uns Kraft die Situation zu meistern. Es verging der Freitag, der Samstag und der Sonntag und dann endlich die ersehnte Testung am Montag. Warten und Bangen und Hoffen auf ein negatives Testergebnis von allen. Dann das Aufrufen der App mit den Testergebnissen am Abend und der Schock… zwei Kinder wurden positiv getestet. Oh nein…bitte nicht. Die Erzieher alle negative Testergebnisse. Keiner zeigte Symptome. Die Kinder fühlten sich wohl, trotz der Infektion. Mit Herrn Lippmann wurde umgehend das weitere Vorgehen besprochen. Nun hieß es neue Auflagen zu erfüllen. Separieren der Kinder in den Zimmern, keine Kontakte untereinander, die Mahlzeiten musste jeder alleine im Zimmer einnehmen. Herr Kreuter brachte uns Schutzanzüge, FFP2-Masken, Handschuhe und Schutzvisire.

 

Frau Weise besorgte noch Kittel und Kopfschutz. Eine wahre Tortur, den ganzen Tag war man nun verhüllt wie ein Marsmensch, aber die Sicherheit vor Ansteckung hatte oberste Priorität. Das emotionalste dabei war es den Kindern zu erklären. Ganz normale Dinge waren plötzlich gar nicht mehr so normal. Quarantäne und Verbleib auf den Zimmern ohne Kontakte zu anderen, tägliches Fieber messen und das alles für erst einmal 10 Tage bis zur nächsten Testung. Wenn man diese Zeilen schreibt sieht man es wieder vor sich, die Augen der Kinder hinter ihren Masken, die Unsicherheit und dennoch diese unsagbare Vernunft es alles so hinzunehmen. Immer noch ein Lächeln und Danke und Bitte. Ein Hoch auf diese Kinder, die einem zeigen wie es geht.

Am Dienstag dann wurden die Teams neu zusammengestellt und unser Herr Lippmann zog für 7 Tage komplett im Kinderhaus ein. Mit Koffer, etlichen Wasserflaschen und Schokolade bezog er für die kommenden Tage sein neues Domizil. Unterstützung erfolgte tagsüber von zwei weiteren Kolleginnen. Die Mittagsversorgung wurde aus Bad Köstritz angeliefert, so das man den Kopf für andere wichtige Dinge frei hatte. Telefonate mit Gesundheitsamt und besorgten Eltern wechselten sich ab. Es galt auch immer wieder unsere Kinder emotional bei Laune zu halten, was verständlicher Weise gar nicht immer so einfach war und für die Erzieher eine tägliche Herausforderung darstellte.

Dann war es endlich soweit, die ersehnte zweite Testung erfolgte und es konnte für alle ein negatives Testergebnis aufgerufen werden. 14 Tage lang ein Auf und Ab der Emotionen, der Hoffnung, der Tränen und dann die Freude und Zuversicht. Zurück zum normalen Alltag und den Begegnungen gemeinsam im Haus. Es ist ausgestanden und wir hoffen alle dass es auch so bleibt.

Der Dank geht daher an so viele Personen….

An unsere Kinder, die so verantwortungsvoll in der Zeit der Quarantäne mit der Situation umgegangen sind. Das war aller Ehren wert.

Danke an alle Erzieherinnen, die wieder mal zeigten das ihr Beruf so viel mehr ist….

Danke an unsere BA- Studentin die sehr fleißig und hilfsbereit alle Aufgaben meisterte.

Danke an unsere Teamleiterin Frau Weise, die mit ihrem Organisationstalent und ihren emotionalen Worten und Gesten stets zur Seite stand.

Danke an Herrn Kreuter , der uns mit der so wichtigen Schutzkleidung und den Masken belieferte und stets wertschätzende Worte fand.

Danke an Herrn Lippmann, der seinen Dienst uneingeschränkt im Kinderhaus versah und das Team fortan unterstützte.

Danke an unsere Hausmeister, die sofort zur Stelle waren und unseren Hof und das gesamte Gelände vom Schnee befreiten.

Danke an Herrn Schneider, der zur Freude unserer Kinder Eis und frisches Obst brachte.

Danke für die Mittagessenversorgung aus Bad Köstritz, den Kindern hat es immer geschmeckt.

Mit unseren Kindern werden wir nun ein tolles Fest feiern, mit Kostümen, Musik, Tanz, Spieleinlagen und einem schönen Essen und all das haben sie sich mehr als verdient.

 

Danke sagt Frau Zeutschel

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