AHOI!

| Jugendhilfezentrum Wolfersdorf

Seit nunmehr 5 Jahren machen wir gemeinsam – alle Kids und Betreuer unserer Gruppe – eine Fahrt am Ferienende. Von Campen in Kloster mit Paddel- und Mountainbike-Tour, über Kajak fahren auf der Elster bis hin zur Übernachtung im Indianerdorf konnten wir bereits einige Erfahrungen sammeln. Beim abendlichen Ausklang am Lagerfeuer im letzten Jahr meinte unsere Kollegin und Hobbyseglerin Doro: „Wisst ihr, was mein Traum wäre? – Gemeinsam auf Segeltour zu gehen! Mit allen Kindern eine Woche auf See…das wäre was!“  „Na klar, das wäre schon toll, aber es bleibt wohl beim Traum… vielleicht mal irgendwann in ferner Zukunft…“ war die Antwort des Teams. Im Frühjahr jedoch bot sich die Chance genau dieses Vorhaben bei Geraer Unternehmern als Idee anzubringen. Wir waren hellauf begeistert, voller Vorfreude und Tatendrang. Die Kids wurden in alles eingeweiht und Pläne zur Vorbereitung geschmiedet. Das pädagogische Team der WG3 hat nicht nur das Schiff und die Crew, sondern auch die Route ausgesucht (hat lediglich 4 Stunden gedauert und wurde letztlich mit einem Münzwurf entschieden) und Aufgaben verteilt, die bis zur Abfahrt am 29.08.2021 erledigt sein mussten. Hierbei waren nicht nur die Rahmenbedingungen (Versorgung, Aufstellung der Regeln auf dem Boot, Packen der Taschen, Fahrzeugbesorgung, Planung der Finanzen) von Nöten, sondern auch das Segelverständnis und die Schwimmtauglichkeit mussten bei unseren Jugendlichen erst noch gefördert werden. Für uns war außerdem klar: Essenversorgung? Übernehmen wir selbst! Mit unseren Spitzenköchen Friedi und Doro an Bord, sowie fleißigen Helferlein überhaupt kein Problem.

Für alle startete die Reise in Wolfersdorf am frühen Sonntagmorgen. Die Busse wurden beladen und die Kids halfen beim Lunchpakete packen. Mit zwei Fahrzeugen und aufgeregten Erwachsenen und Jugendlichen starteten wir – 6 Tag gemeinsam auf einem Segler, die Nächte auf dem Schiff in Häfen verbringend, die Tage von früh bis spät an Bord und segeln…keiner wusste, worauf wir uns einlassen, aber alle waren positiv gestimmt.

In Stralsund angekommen, konnten wir zum ersten Mal UNSER SCHIFF in natura sehen… „De Albertha“ war eine Schönheit, wuchtig, größer als wir dachten und sehr alt (BJ 1891). Wir verluden sämtliches Gepäck und Nahrungsmittel über die Bord Luke in den Innenraum des Schiffs. Eine wahre Augenweide: Holzvertäfelungen, eine richtig coole Kombüse mit riesengroßem Gaskochfeld, Gasherd und einer Menge Erinnerungsstücken und Fotos an den Wänden.
Die Zimmeraufteilung hatten wir vorher schon grob besprochen und so wurde sich schnell in den Kajüten eingerichtet. Viel Platz gibt es natürlich dafür nicht auf so einem Boot, aber wir hatten alles was wir brauchten und die Hauptsache – gemütlich.

Nun lernten wir auch unsere Crew kennen. Ausgebildete Segler (Kapitän und Eigner Dick, Bootsmannnachwuchs Marc, sowie Bootsfraunachwuchs Lili), die ihre Leidenschaft seit Jahren an Reisende, Gruppen oder Firmen weitergeben und mit ihnen gemeinsam die Zeit auf See verbringen. Es wurden einige wichtige Regeln festgelegt und Belehrungen durchgeführt. Danach freuten sich alle aufs Essen. Müde fielen wir alle ins Bett, nachdem klar war…der nächste Morgen startet früh.
Wir mussten zum ersten Mal auf dem Schiff tätig werden. Und das noch vor dem Frühstück! Auch Schiffe müssen sich nämlich an Zeiten halten, beispielsweise wenn die Brücke in Stralsund aufmacht. So legten wir am Morgen gegen 8 Uhr ab – der Moment war unbeschreiblich und sorgte bei Manchen für Tränen der Freude. Hier sind wir! Wir haben es tatsächlich hierher geschafft… echt unglaublich! An diesem Tag lernten wir die Grundkommandos, beschäftigten uns mit dem Aufbau des Schiffs, den verschiedenen Segeln und Tauen. Spätestens jetzt war auch dem Letzten klar: Hier bestehen wir nur als Team, wenn alle gemeinsam mithelfen und anpacken! Alle wollten helfen und unterstützen, wo es ging. Jeder war voller Tatandrang und sehr aufgeregt. Da es an diesem Tag besonders windig war, hatten wir auch gleich das erste richtige Segelerlebnis…das Schiff hing sich mit den Segeln so in den Wind, dass es super schräg stand und bei einigen Besatzungsmitgliedern für einen flauen Magen sorgte. Unsere Mädels stellten sich an den Bug und gegen den Wind, die Wellen klatschten mit einer Wucht gegen das Schiff, dass man aufpassen musste, dass niemand über Bord ging. Die vorher extra besorgten Regenklamotten (Wasserschuhe, Gummistiefel, Regenhose, wasserabweisende Jacken) waren ein Segen und sorgten dafür, dass wir nicht durchgeweicht sind.
Unsere Route führte uns rund um Rügen und wir steuerten bei schönstem Wetter und ohne Regen die schönsten Häfen an. Ein besonderer Spaß war der Badestopp, bei dem wir vom Schiff aus ins Meer springen und über die Schiffsleiter wieder aufsteigen konnten.

Mit der Zeit wurden wir immer selbständiger was das Steuern des Schiffs betraf, sodass es für verschiedene Bereiche am Schiff diverse Crews gab, die bei speziellen Kommandos des Kapitäns sofort an ihren Plätzen waren. Wir waren richtig stolz auf uns.

Die Woche miteinander hat uns alle mitgerissen und berührt. Es gab niemanden, der sich ausgeschlossen hat. Zu unserer Verwunderung gab es kein böses Wort, kein Gemotze, nicht mal das Handy war Thema, wenn wir an Deck waren. Für jeden Einzelnen war dies ein absolut wertvolles und einzigartiges Erlebnis. Die Atmosphäre dieser gemeinsamen Reise lässt sich heute noch immer in unserer Gruppe nachspüren. Wir sind eine Einheit geworden und haben uns alle noch mal von ganz anderen Seiten kennengelernt. Dazu beigetragen haben natürlich auch die tolle Vorbereitung unserer Kollegen, die Hilfe unserer Sponsoren, die Unterstützung anderer Bereiche des WENDEPUNKTs, der Leitung und die hervorragende Crew an Bord, die auch in der sozialpädagogischen Richtung hätten unterwegs sein können. Absolut klasse!

Besonders danken möchten wir aber unserer Kollegin Doro. Du hast dich wirklich selbst übertroffen, sowohl mit der Organisation der Reise, als auch mit der Beschaffung der Spenden, der stundenlangen persönlichen und telefonischen Gespräche, der Aufopferung der Freizeit, um zu diversen Sponsorenevents zu fahren. Du bist ne Wucht! Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen…vielen, vielen Dank dafür vom gesamten Team und den Kids!

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